mir hat ein Bekannter eine Regina 400 (BJ 52) und eine Regina 350 (BJ 54) Horex angeboten. beide sind in einem Originalen und recht guten Zustand. Die Motoren von beiden Reginas sollen überholt sein. Sie kommen beide aus Grichenland, wobei die 52ger einen grischichen Brief hat, die 54ger ist ohne papiere, beide haben eine Unbedenklichkeitsbescheinigung. Fotos werd ich noch nachliefern.
Kann mir wer einen Tip geben, worauf ich besonders achten muss und was man für beide zusammen hinblettern sollte/darf?
Hallo Volker, erstmal danke für Deine Antwort. Das Baujahr stimmt tatsächlich nicht, weil die Daten vertauscht sind. Ich hab nun ein paar Fotos von der 350 mit Bj 1952: Hierbei verliert die Gabel Öl und der Motor ist wohl auch nicht dicht.
auf den Fotos links und mitte sieht man eine Regina mit 400er oder 350er Rundmotor. Das Foto rechts zeigt das Typenschild einer 350er vom Oktober 1952. Gehören die Fotos zu einer Maschine oder nicht? An einen Rundmotor 350 von 10/1952 glaube ich nicht. An dem Motorrad fällt mir auf:
- Tank und Lichtmaschinendeckel sind lackiert, original waren sie verchromt. Vermutlich ist der Tank nicht mehr verchrombar gewesen wegen Beulen/Rost - der Gepäckträger fehlt - der Kickstarter ist falsch, scheint zurecht gebogen aus der Version für die älteren Reginas mit kurzen Schalldämpfern - unter dem Sattel befindet sich ein externer Spannungsregler, der weder dort noch an anderer Stelle hin gehört - Zündschluss und Kontrollämpchen im Scheinwerfer sind falsch; vermutlich wurden die Befestigungslöcher erweitert, sodass man die Originale nicht mehr rückbauen kann - alle Lenkerarmaturen sind nicht die Originale, vermutlich auch der Lenker - der Luftfilter ist falsch, ist der kleine der Reginas mit Gusseisen-Kopf - eigentlich gehören an eine 400er Aluminiumfelgen von Weinmann - der Fussbremshebel und die beiden Bremsschlüssel-Hebel scheinen aus Gusseisen zu sein, sollten aber m.E. aus Alu bestehen; auch hier wurden vermutlich Teile eines früheren Regina-Modells verwendet, und zudem noch silbern lackiert anstatt verchromt - eine undichte Telegabel lässt Standrohre mit starkem Verschleiss oder Rostnarben vermuten, feststellbar ist das aber nur durch Zerlegen und Prüfen der Gabel - die angegebenen Motorüberholungen sind nur glaubhaft und bewertbar, wenn der genaue Umfang mit Rechnungen und Fotos dokumentiert ist, ansonsten wäre das eine Glaubensfrage, wenn man den Verkäufer nicht persönlich als vertrauenswürdig kennt
Ansonsten fällt mir noch der vordere Kotflügel auf, der vorn oben nicht aufgewölbt ist wie sonst bekannt. Ich erinnere, dass es vor einigen Wochen hier im Forum einen Beitrag von Mitglied "2radanalyst" gab, der gleich mehrere solcher Teile an anderen Reginas entdeckt und Fotos eingestellt hat. Das Teil muss aber nicht zwangsläufig völlig falsch sein, es könnte sich auch um eine ganz gute Nachfertigung handeln. Eine Preisempfehlung für das gute Stück wage ich nicht abzugeben, schon weil du nicht angegeben hast, ob du ein möglichst original erhaltenes Stück suchst oder gerne Zeit und Geld in Verbesserungen stecken möchtest. Der finanzielle Wert einer Regina besteht für mich persönlich immer noch wesentlich aus dem Vorhandensein aller Original-Teile, also so wie das Motorrad damals das Werk verlassen hatte. Und natürlich aus den Investitionen, die belegbar in eine Restaurierung gesteckt wurden. Insgesamt sieht das Motorrad für mich nach sehr viel weiterer Arbeit und Investition aus.
Hallo Jürgen, im Oktober 1952 gab es 100prozentig noch keinen Rundgehäusemotor. Renato hat ja schon auf alles Wesentliche hingewiesen und ich stimme seiner abschließenden Bewertung bezüglich der noch zu erwartenden Kosten zu und will das noch mit einigen Hinweisen ergänzen: Ab Mitte der 50er Jahre wurden in Deutschland die kurz vorher noch beliebten Motorräder als Ausdruck des Wirtschaftswunders durch Autos ersetzt. Gleichzeitig gab es eine Nachfrage für diese Motorräder in Südosteuropa und geschäftstüchtige Aufkäufer schafften Eisenbahnwaggonladungen dieser Motorräder nach Jugoslawien, Griechenland usw. Dort wurden die deutschen Motorräder noch jahrzehntelang ohne die notwendige Ersatzteilversorgung im Alltagseinsatz gefahren und dementsprechend kreativ repariert. Der fast auf 3 Uhr stehende Kickstarter ist ein Indiz für die Klassifizierung „500.000 km Inspektion in einer Dorfschmiede im Balkan“. Das ist nur eine Beschreibung für die besondere Art der Wartung über viele Jahre hinweg, die sich zum Beispiel an extrem verschlissenen Innereien, mehrfach verstemmten oder mit Kupferblech ausgelegten Lagersitzen, Querschrauben in den Auspuffstutzen, undichten gerissenen Gehäusen usw. zeigt.
Anfang der 90er Jahre gab es einige „Reimporteure“ wie zum Beispiel mein damaliger Kumpel Fred P., der mehrfach im Jahr seinen Transporter in Exjugoslawien maximal voll geladen und die alten BMW, Victoria Bergmeister, NSU Konsul und natürlich auch Horex anschließend mit viel Gewinn an deutsche Sammler verkauft hat. Diese Sammler kamen dann beim Restaurieren aus dem Staunen nicht mehr raus und aus dem vermeintlichen Schnäppchen wurde oft ein Fass ohne Boden.
Es ist ein gravierender Unterschied, ob zum Beispiel bei einer Horex Regina die Substanz dadurch geprägt ist, dass das Motorrad die Zeit in Deutschland verbracht hat und 50 Jahre lang nicht gefahren wurde - oder ob die Regina noch mit allen Improvisationskünsten 30/40 Jahre im Ausland weiter gefahren wurde…
… was mir gerade noch aufgefallen ist: Die Kühlrippen des Zylinders sind durchgehend und haben keine Unterbrechungen. Das bedeutet, dass der Rundgehäusemotor 350 und nicht 400ccm haben wird, denn 400er Zylinder mit durchgehenden Kühlrippen gab es nicht.
Hallo nochmal und erstmal viiiieln Dank für die Antworten... echt klasse!
Bei dem Moppet handelt es sich laut Typenschild um eine Regina 350. Hierbei sind Fahrgestell- und Motornummer identisch. Da die Maschienen aus Griechenland kommen, kann ich mir eine Frickelrestauration gut vorstellen. Die Fotos sind alle von der 350ger aus 1952. somit scheint der Motor ja doch zu passen. Dagegen spricht aber wiederum die Tatsache, das es ein Rundmotor ist... Der Gepäckträger fehlt tatsdächlich, statt dessen legt er mir aber einen Sozius-Sattel bei, der wohl mit einem Bügel an den Kotflügelschrauben befestitg wird. Ich versuche davon auch mal ein Foto zu machen. Das mit dem Spannungsregler hatte er mir gesagt, es wurde gemacht, weil der Original wohl sehr störanfällig sein soll... Der Punkt mit dem Zündschloß ist allerdings bedenklich, da diese nicht reversibel ist, wenn die Bohrungen verändert wurden.
Fazit, dank eurer Hilfe: Das Moppet ist nicht wirklich in einem guten Zustand und bringt vermutlich auch noch einiges an Arbeit mit sich. Der Preis sollte sich also eher auf ein Schönes, altes Moppet beziehen welches evtl. eine gute Basis für eine Restauration darstellt.
Zu meinen Abitionen:
Ich bin selbstständieger Schloßer und habe als Berufsausgleich das Moppetschrauben. Mein Gedanke wäre, das ich die, bisher dargestellte 52ger kurzfristig verkaufe und mir die 54ger mit der Zeit restauriere. Dazu sollte die 52ger aber genug einbringen.
Ich werde nachher versuchen, die Motornummer zu prüfen und dann auch mal ein paar Fotos von der 400ter aus 1954 zu machen. Die hat tatsächlich Alufelgen, zumindest das weiß ich schon.
Hier nochmal vielen Dank an euch. Wenigstens weiß ich jetzt schon mal, dass es nette Leute gibt, die mich bei dem Vorhaben unterstützen.
Hallo nochmal, Hier die ersten Fotos von der Regina 4. Kann mir einer nen Tip geben, wo ich die Motornummer finde? Wenn ich das nächste Mal da bin, mag ich da nich lange nach suchen müssen.
nochmal dazu, etwas detailierter als Volker: das dürfte eine "echte" Regina 400 sein, denn sie hat das Rundgehäuse und den Zylinder mit den versetzten Rippen, Ersatzteil-Nummer 06.xyz. Hier fällt ins Auge:
- ebenso falsches Zündschloss und Kontrolleuchten, Lampentopf wurde dafür vermutlich verändert - Lenkerarmaturen und Lenkungsdämpfer-Griff falsch - auch hier fehlt der Gepäckträger - auch hier ist der Tank lackiert anstatt verchromt, der Lichtmaschinendeckel in schlechtem Zustand. Was ist unter dem Lack? - falscher Tankdeckel - die Schalldämpfer sind falsch und schwarz lackiert, die Krümmer rostig aber womöglich noch neu verchrombar - der Kickstarter ist auch hier falsch, ebenso vom alten Modell - Benzinhähne und Leitungen sind falsch - zwischen den beiden originalen Motor-Befestigungsschrauben vorn unten ist eine dritte zu sehen, wie sie auch von Volker entdeckt wurde. Die gehört dort nicht hin. Wozu wurde sie (nachträglich) angebracht? - der Vergaserflansch ist durch ständiges Überziehen der Befestigungsmutter(n) stark deformiert, der Vergaserflansch dürfte trotzdem nicht ordentlich dicht sein, der Vergaser ist dadurch beschädigt, vielleicht sogar die Schieberbohrung verzogen, sodass der Gasschieber nicht leichtgängig sein könnte. Es muss übrigens einer mit Kennzeichnung 2/27.5/xx sein - es sind in den Stopfen der Telegabel keine Entlüftungsbohrungen auf den Flächen der Sechskante zu sehen, sodass vermutlich hier eine zusätzlich "Luftfederung" vorliegt; diese Stopfen sind entweder fehlerhaft selbst gefertigt oder stammen von der Schwinggabel Imperator/Resident
Die Motornummer sollte oben auf dem hinteren Motorbefestigungauge zu finden sein und mit 06 beginnen. Die Rahmennummer befindet sich nicht nur auf dem Typschild, sondern auch eingeschlagen rechtsseitig auf der Steuerkopfmuffe, zwischen der Öse für den SW-Anschluss un der Tankbefestigung. Ich sah schon Reginas an denen die Nummern nicht identisch waren
Der Beurteilung der Maschine durch Volker schliesse ich mich auch hier voll an. Solche Stücke kauft man nur äusserst preiswert, und wenn man einen Teilefundus zur Verfügung hat. Einige der falschen Teile lassen sich vielleicht hier im Forum gegen die richtigen Tauschen, wenn es Horex-Teile und keine Fremd-Teile sind.
Euere Aussagen bestätigen das, was ich auch schon vermutet und befürchtet hatte. Bei beiden Moppets ist demnach sehr viel Zeit und auch einiges an Investition erforderlich.
Fazit: Für kleines Geld ist´s vieleicht sinnvoll, eine davon zur Restauration am Feierabend zu übernehmen, wahrscheinlich sind die Preisvorstellungen des Verkäufers aber ziemlich unrealistisch. Soweit ich mitbekommen habe, will er für die Regina3 irgendwas um die 7k und für die Regina4 3,5k.
Ich vermute, das man dafür noch ähnliche in besserem Zustand bekommt, oder?
Jürgen, beide zusammen sind keine 3.000 wert… Wem willst du dann anschließend so eine geschminkte Leiche andrehen? Die schlimmsten Entdeckungen kommen erst beim Zerlegen!
geschminkte Leichen zu verkaufen ist nicht meine Art. Ich werde also mal schauen, ob ich irgendwann eine gute Basis bekomme und die dann in aller Ruhe restaurieren. Dank meines Berufs habe ich schon einige Möglichkeiten, um ein solches Projekt umzusetzen, aber, gefrickelt wird nicht.
Ich werd hier im Forum einfach mal die Augen offen halten und, vieleicht ist taucht hier ja dann mal was Realistisches auf. Zumindest habe ich aber jetzt schon mal ne Menge über Reginas gelernt, u.A. auch weil ich zu Eurer Hilfe noch Stunden mit Rechergen verbracht habe.
Nochmal vielen Dank an euch für die tolle Unterstützung.
Hallo Ehrlich gesagt ist die angebotene 400-er doch ein lohnenswertes Objekt. Die Schalldämpfer gab es 1955 als Nachbau schon und auch heute noch,sind angenehm leise gedämpft. Die Fehlteile gibt es doch alle preiswert zu kaufen und wenn man selber schon restaurieren kann,dürfte es doch sehr viel Spass bereiten. Einfach anfangen und loslegen ist die beste Remedie,denn nachher ist man Horex-Schrauber-König und wer will nicht mal König werden. Albert
im Prinzip hast du recht, eine Restaurierungsbasis ist sie schon. Man muss sie eben nur preiswert kaufen können. Und sich klar sein, dass es viel Arbeit ist sowie Sucherei nach Teilen, und es können Überraschungen enthalten sein. Volkers Preis-Schätzung möchte ich zustimmen. Mit den Schalldämpfern hast du schon recht, sie sind sogar in den Kundendienstmitteilungen irgendwo abgebildet. Aber sind sie noch ohne Beulen und Rost, also nochmals verchrombar? Der rechte scheint mir arg beschädigt, dem fehlen mehrere cm am Endstück.
Zum Abschluss etwas lustiges. Ich war ja bereits im alten Forum Mitglied, und das wurde archiviert und ist immer noch einsehbar. Zufällig fand ich dort einen Beitrag, in dem eine Columbus T6 aus einem östlichen Land angeboten wurde. Hier mal das Motorrad und die Teile in Bild und Ton:
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