Guten Tag Zusammen,
nun möchte ich mich doch mal vorstellen (obwohl ich eher schreibfaul bin und lieber die wenige Freizeit in der Werkstatt abhänge) nachdem ich hier schon eine Weile angemeldet bin und den ein oder anderen Beitrag gelesen habe sowie nützliche Tipps, Hinweise und Bemerkungen erfolgreich und mit großer Freude zur Anwendung bringen konnte. Ich möchte mich vor meiner eigentlichen Vorstellung aber erst einmal unbeliebt machen, insbesondere bei dem ein oder anderen alten Forumshasen. Es nützt einem Neuling nichts, wenn oft auf Beiträge verwiesen wird, die in den Analen dieser Seite unauffindbar schlummern, gerade dann nicht, wenn sich Links nicht öffnen lassen, nicht gefunden werden oder auf alte Foren verweisen…auch dann nicht, wenn man sich dort nicht anmelden kann. Doch wahrscheinlich liegt es an mir, da mein Forumsintellekt (noch) nicht ausreichend ist und ich die jeweiligen Verfahren noch nicht kenne.
Mein Name ist Torsten und ich wohne im Mittelrheintal, ich bin 53 Jahre alt und mittlerweile über 30 Jahre in der Luftfahrt tätig. Seit meinem 14. Lebensjahr schraube ich gerne mal an motorisierten Zweirädern, ausschließlich japanischer Herkunft. Dies änderte sich in diesem Spätsommer.
Seit September bin ich stolzer Besitzer einer Regina 400, die ich meinem Vater zum 80. Geburtstag schenken und ihm damit seinen letzten großen Traum erfüllen möchte, da er immer wieder davon schwärmt und in Erinnerungen verweilt mit den Sprüchen wie z. B.: „Ach Torsten, hätte ich doch noch meine Regina und wenn diese nur zum Putzen dastünde“. Er bereut bis heute den Verkauf seiner Regina, die er einmal sogar wieder zurückgekauft hatte, aber in Zeiten der Familiengründung verkaufte er sie ein weiteres Mal, was er heute noch bedauert. Nach nun 4 Monaten bin auch ich von diesem königlichen Geschöpf total begeistert und vom Horex-Virus infiziert.
Ich kaufte das Motorrad von einem privaten Anbieter blind bzw. nur anhand von ein paar Fotos als „frisch restauriertes Motorrad, in einem absoluten Top-Zustand“.
Die Königin wurde sogar gebracht und sah auf den ersten Blick auch wirklich majestätisch aus. Mit dem neuen Familienmitglied musste ich mich also erst einmal mehrere Nächte vertraut machen und stellte dann aber schnell fest, dass doch nicht alle Teile original waren. So wurden chinesische, universale und von vielen anderen Motorradmarken Teile verbaut. Auch waren recht viele Gewinde defekt und verzinkte Schrauben verbaut, die grobmotorisch auf die annähernde Länge gebracht wurden. So fand ich auch eine katastrophale Elektrik vor und einen zusammengeschusterten Lenkungsdämpfer (Bremse), der außermittig gebohrt wurde. Das führte sich weiter fort und ging über die Lampen, Kettenantrieb, Kettenkasten, Hinterradfederung, Öltank, Bowdenzüge, Kickstarter, diverse Lager, Achsen, Motorentlüftung u.v.m. Bis jetzt… alles nichts Großes und technisch Anspruchsvolles, aber unwahrscheinlich zeitaufwendig und die Euros rinnen einem durch die Finger, so wie hier in manch einem Beitrag schon erwähnt. Auspuff, Krümmer und Klemmsterne wurden bereits auch überarbeitet, so dass diese jetzt eine kraftschlüssige Verbindung zum Kopf aufweisen.
Nun zu dem Punkt, den die meisten Leser meiner Vorstellung Interessiert: das Herz der Königin, den Motor. Dies scheint der einzige Wehrmutstropfen zu sein, denn nach Recherchen und Rücksprache mit dem Instandsetzer scheint dieser Motor wirklich gut und fachmännisch gemacht worden zu sein, so dass mich dort nichts Größeres erwarten dürfte. Das frisch abgeschliffene Material des Kettenkastens durch eine zu lockere Kette sowie die nicht schön funktionierende Schaltwippe, führe ich darauf zurück, dass der Vorbesitzer die Kette hektisch und unter Zeitdruck zusammengebaut hat, denn nach den wenigen Kilometer, die die Regina nach der angeblichen Restauration abgespult hatte, sollte das nicht auftreten. Auch die nachträglich angebrachte Motorentlüftung, die aus einem Schlauch und einer Haarwaschmitteldose bestand, wurde durch ein Rückschlagventil eines Starfighters, welches für die Be-/Entlüftung der Kraftstofftanks zuständig war, nachhaltig eingebaut. Nun warte ich auf die letzte große Bestellung, so dass ich guter Hoffnung bin die Regina bis Ende Februar fertiggestellt zu haben. Den grundüberholten Vergaser muss ich mir noch einmal zur Brust nehmen, da der verbaute Übermaß-Gasschieber im unteren Bereich klemmt. Die verbaute KKZ-Anlage von E-S arbeitet in Verbindung mit einer Li-Fe Batterie einwandfrei, auch wenn diese bei jeder KW-Umdrehung zündet. Der in Indien hergestellte Repro-Tank verbleibt erst einmal auf der Horex, da ich jetzt zwei von den Dingern habe, einen in schwarz mit Chrom wie Vater ihn früher hatte und einen in Rot mit Chrom, was mir besser gefällt. Ziel aber ist es, den originalen Tank wieder instand zu setzen - als letzte Restaurierungsmaßnahme. Im Frühjahr sollte dann die restliche Einlaufphase des Motors erfolgen mit anschließender einmaliger kurzer Feuertaufe, um die Horex dann mit ruhigem Gewissen an Vaters Geburtstag zu übergeben.
Ich hoffe nur, dass Vater in diesem Forum nicht heimlich mitliest und der Überraschungseffekt zum 80. gegen 0 schwindet.
Viele Grüße aus dem Rheintal
Torsten
Nachtrag: Ich finde es toll und außerordentlich hilfreich, dass viele Forumsmitglieder die horexspezifischen Details zusammenstellen und auch hier veröffentlichen, so dass Oldtimer-Anfänger wie ich daraus zehren können und vorhandenes Wissen nicht verloren geht, sondern an nachfolgende Generationen weitergetragen werden kann. Vielen lieben Dank dafür - HOREX for ever!